Freundlich zu sich selbst zu sein, ist manchmal gar nicht so einfach. Warum das so ist und wie du das ändern kannst.

Freundschaft mit sich selbst schließen: Warum ist das so schwierig?

Im Flow Magazin erscheint jedes Jahr ein kleiner Kalender zum Selbst-Zusammenbasteln. Jeden Tag gibt er einen Impuls, der inspiriert, zum Nachdenken oder Ausprobieren anregt. Anfang Februar enthielt er die Frage: “Wärst du gerne mit dir selbst befreundet?”, die ich direkt in meiner Story als Umfrage geteilt habe.

Das Ergebnis: 32 Prozent waren sich nicht sicher, ob sie das wollen.

Woran liegt das?

Obwohl ich der Meinung bin, dass man es mit mir ganz gut aushalten kann, bin ich mir an manchen Tagen selbst nicht sicher, ob ich mir eine gute Freundin wäre. Oder bin. Denn zugegeben: Manchmal gehe ich sehr hart mit mir ins Gericht. Und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, der das so geht.

Oft sind wir einfach nicht besonders nett zu uns selbst

Es ist auch nicht unbedingt das, was uns direkt als erstes beigebracht wird. Nett zu anderen sein? Klar, möglichst immer! Aber lieb zu uns selbst sein oder uns gar selbst feiern?! Wie eingebildet und selbstverliebt!

Die meisten von uns (vor allem, wenn wir weiblich gelesen sind), werden so sozialisiert, dass sie erst einmal „die anderen“ zufrieden stellen. Und diese Anderen sind dann halt alle außer uns selbst. Dass das nicht lange gut geht, ist irgendwie klar und doch sind wir überrascht, wenn wir uns plötzlich müde und ausgebrannt fühlen. Ja, warum wohl? Und was ist so schlimm daran, sich selbst zu lieben?

Aber zurück zur Freundschaft: Was macht sie denn eigentlich aus?

Freundschaften sind so vielfältig, wie die Personen, die sie gestalten. Das klingt jetzt sehr Wischi-Waschi, aber so ist das nun mal, wenn wir über Menschen sprechen: Wir sind alle unterschiedlich und deshalb ist es schwer, allgemeingültige Aussagen über unsere Beziehungen zu treffen.

Manche Freundschaften fühlen sich an, wie eine Familie, andere sind eher Party-Gemeinschaften und wieder andere bestehen über riesige Entfernungen oder teils wochen- oder monatelange Funkstille hinweg.

Trotzdem gibt es da etwas, was dafür sorgt, dass wir uns in einer Freundschaft wohlfühlen:

Das Gefühl der Zugehörigkeit

Sich zugehörig zu fühlen, ist ein evolutionär verankertes menschliches Grundbedürfnis. Es gab Zeiten, in denen wir nur in der Gemeinschaft überleben konnten, weil diese Schutz und die Versorgung mit Nahrung sicherte. Dieses Bedürfnis besteht bis heute fort.

Heute aber noch viel wichtiger ist das Bedürfnis, gesehen und angenommen zu werden – und zwar so, wie man ist.
Sich ständig zu verstellen, nur um irgendwo dazu zu gehören, ist unglaublich anstrengend und verfehlt auch irgendwie den Sinn von echter Verbindung.

Denken wir jetzt zurück an meine kleine Umfrage, könnte hier ein weiterer Grund liegen, warum eine Freundschaft mit sich selbst für Unsicherheit sorgt:

Akzeptieren wir uns eigentlich selbst, so wie wir sind?

In einer Welt, in der wir uns ständig beweisen und uns Anerkennung erkämpfen müssen (again: vor allem, wenn wir weiblich gelesen sind), ist es verdammt schwer, sich selbst mit allen Eigenschaften anzunehmen. Viele davon werden uns nämlich negativ ausgelegt. Eine Frau, die lautstark ihre Meinung vertritt? Was für eine Furie! Emotionen? Sollte man am besten stets verbergen! Eine Person, die zu spät kommt oder gar Termine vergisst? Geht gar nicht!

Und so wie wir gesellschaftlich verurteilt werden, verurteilen wir uns irgendwann selbst. Das ist nicht unsere Schuld: Wenn uns ständig eingetrichtert wird, dass wir falsch sind, wie wir sind, ist es absolut logisch und verständlich, dass wir das irgendwann glauben. Bloß wird es dann halt schwierig, Freundschaft mit sich selbst zu schließen.

Was also tun?

Am liebsten würde ich jetzt sagen: „Löse dich einfach von diesen gesellschaftlichen Zwängen, hüpf aus den Schubladen, in die du gesteckt wurdest und liebe dich wieder selbst!“ Aber so einfach ist das leider nicht.

Es ist ein stetiger Prozess, Selbstakzeptanz und Selbstliebe (wieder) zu erlernen, bei dem es auch immer wieder zu Rückschlägen kommen wird. Was sich über so viele Jahre eingeprägt hat, wird nicht an einem Nachmittag überwunden. Das Gute ist: Dieser Prozess kann unglaublichen Spaß machen – und zwar so:

1. Schau dir an, wie du mit deinen Freund*innen bist

Mit anderen Worten: Schreibe so ein bisschen bei dir selbst ab. Lustigerweise haben wir nämlich an Menschen, die wir lieben nie die utopischen Erwartungen, die wir an uns selbst stellen.

2. Schau dir an, wie deine Freund*innen mit dir sind

Welche Eigenschaften schätzt du an deinen Lieben? Wann fühlst du dich besonders wohl? Versuche so, auch mit dir selbst zu reden, z.B. indem du dir Zuspruch gibst, wenn mal etwas nicht geklappt hat, anstatt dich dafür selbst fertig zu machen.

3. Finde deine verschütteten Eigenschaften

Dieser Teil ist besonders herausfordernd und langwierig, aber er kann gleichzeitig auch der interessanteste und spaßigste sein. Es ist ein bisschen, als würdest du jemanden neu kennenlernen und all die Eigenarten entdecken, die diese Person ausmachen. Wenn dir das schwerfällt, helfen dir vielleicht folgende Fragen: Wie warst du als Kind? Wann hattest du zuletzt das Gefühl, so richtig leicht und frei zu sein? Was hast du da gemacht? Wo warst du und mit wem? Wie hast du dich verhalten? Wann warst du zuletzt so richtig wütend? Wie hat sich das angefühlt? Was hat diese Wut ausgelöst?

Wut gilt oft als „schlechtes“ Gefühl, dabei ist sie nichts anderes als eine Form der Kommunikation mit uns selbst. Sie zeigt uns, wo unsere Grenzen sind und hilft uns dabei, sie zu verteidigen. Das ist nicht negativ, sondern richtig gut!

Wenn du deine Antworten hast, versuche, sie möglichst nicht zu werten. Nimm sie als einen Teil von dir an – so wie du das bei deinen Freund*innen auch machst.

Du bist der einzige Mensch, der dein Leben lang an deiner Seite ist. Es lohnt sich, gut zu dir zu sein.

Beitragsbild: pixabay


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