Es ist Sonntag. Die Sonne scheint. Der Himmel strahlt im knalligsten Blau. Und ich sitze auf meinem Bett und überlege, welchen der gefühlt zweitausend Punkte auf meiner To Do-Liste ich zuerst abarbeiten soll. Wenn ich ganz genau hinhöre, kann ich Anfeuerungsrufe vom Sportplatz und Kindergelächter vom See her hören und ich werde ein bisschen neidisch. Neidisch auf alle, die scheinbar keine To Do-Liste für heute haben und die einfach diesen Tag genießen. Ich möchte das auch.
Und dann muss ich ein bisschen über mich selber lachen und frage mich: Warum mache ich das dann nicht einfach? Warum lasse ich das Zimmer nicht einfach ungeputzt sein und gehe stattdessen raus in die Sonne? Warum ignoriere ich nicht den vollen Wäschekorb und lege mich dafür mit einem Buch an den See?
Ich glaube, die Lösung ist im Grunde ganz simpel. Ich habe irgendwann angefangen, eine Definition eines guten Tages aufzustellen, die dem, was ich gerade brauche, heftigst widerspricht.
Ein guter Tag ist im Moment für mich ein Tag, an dem ich möglichst viel schaffe, sei es Hausarbeit, Arbeit für den Blog oder Arbeit für ein anderes Projekt. Wenn ich nicht im Laden arbeiten muss, scheine ich zwingend auf andere Art und Weise arbeiten wollen zu müssen.
Tatsächlich liebe ich das Gefühl, eine Aufgabe erledigt zu haben. Ich gehöre zu den Leuten, die bereits erledigte Aufgaben nochmal extra auf die To Do-Liste setzen, um sie anschließend direkt abhaken und durchstreichen zu können. Manchmal führe ich auch noch eine extra Liste mit dem Titel „erledigt“, auf die ich nochmal alles schreibe, was ich am Tag geschafft habe. Es gibt mir irgendwie ein gutes Gefühl, da abends nochmal drauf zu schauen, weil mir manche Tage so vorkommen, als wären sie einfach ereignislos an mir vorbeigezischt.
Ich werde mir diese Technik jetzt zunutze machen, um auch einmal das zu würdigen, was ich für mich gemacht habe. Die Dinge, die sonst nicht auf der To Do-Liste landen würden, weil sie nicht in die Kategorie „Das muss ich heute unbedingt noch erledigen, um einen produktiven Tag gehabt zu haben“ gehören. Es wird viel eher eine „Das habe ich heute gemacht und es war fantastisch“-Liste und im besten Fall wird sie in etwa so aussehen:
- am See gelegen
- gelesen
- Wassermelone gegessen
- nichts
- Enten beobachtet
- Pizza gegessen
Es mag vielleicht erstmal schwer fallen, den Blickwinkel so zu ändern, dass man sich über jeden einzelnen Punkt (vor allem über Nummer 4) auf dieser Liste am Ende des Tages auch freuen kann. Aber liest sich das nicht wie ein perfekter Kindheits-Sommertag?