Bei manchen läuft es wunderbar harmonisch ab, bei manchen endet es in einem riesigen Krach, für viele (Neu-)VeganerInnen ist es der Endgegner schlechthin: das Weihnachtsessen bei der Familie.
„Kind, du isst ja überhaupt nichts mehr!“, ist einer meiner Top-Kommentare von Oma gewesen, wenn wir uns über die Zutaten in so manchen Gerichten unterhalten haben. Gewesen? Ja, richtig. Mittlerweile hat meine Familie die Sache mit der rein pflanzlichen Ernährung echt gut angenommen und ich bin sehr zuversichtlich, dass dieses Weihnachten wieder sehr harmonisch ablaufen wird.
Da das aber nicht von heute auf morgen ging, möchte ich dir gerne ein paar Tipps mit an die Hand geben, die bei uns sehr gut funktioniert haben. Das heißt natürlich nicht, dass sie auch bei dir und deiner Familie so viel Erfolg erzielen werden, aber vielleicht helfen dir einige davon ja doch.
Leiste so früh, wie möglich Aufklärungsarbeit
Wenn deine Familie nur aus bekennenden Fleischessern besteht, mag es dir vielleicht unangenehm sein, ihnen von deiner Ernährungsweise zu erzählen. Veganismus ist nichts, wofür man sich schämen muss – im Gegenteil!
Wenn du deine Ernährung umgestellt hast und dich damit wohl fühlst, ist es Zeit, deiner Familie davon zu erzählen. Das erspart dir jede Menge traurige Blicke, glaub mir.
Sieh das Ganze einmal so: Deine Eltern/Großeltern machen jedes Jahr ein riesen TamTam ums Weihnachtsessen, kaufen vorher bergeweise ein, stehen Stunden in der Küche, um dann zu erfahren, dass du all das gar nicht essen möchtest. Irgendwie gemein, oder?
Deswegen ist es, nach meiner Erfahrung, besser, direkt die Karten auf den Tisch zu legen. Auch wenn man dafür erstmal Unverständnis und blöde Kommentare erntet, erspart es einem im Nachhinein viel Ärger und Enttäuschungen.
Sei auf Fragen vorbereitet
„Wieso isst du eigentlich keine Eier/Butter/Joghurt/… mehr?“
„Was ist denn an …. so schlimm?“
„Aber die Kühe/Schweine/Hühner sind doch extra dafür gezüchtet worden, damit wir sie/ihre Eier essen/ ihre Milch trinken!“
Als meine Familie erfahren hat, dass ich Veganerin bin (Lustigerweise habe ich nur meine Mama aufgeklärt, meine Großeltern hat meine Schwester für mich übernommen – vielen Dank an dieser Stelle, Schwesterherz!), wurde ich nicht nur mit schrägen Blicken, sondern auch mit einem Haufen Fragen und Kommentare bombardiert.
Rückblickend hätte ich mir gewünscht, mir vorher einige Antworten zurecht gelegt zu haben.
Cosima und Mel haben auf ihrem Blog 20 Fakten zusammengetragen, die dir dabei helfen können. Außerdem hat Cosima einen Dreiteiler über Vegan-Kritik und ihre Antworten verfasst.
Super hilfreich und auf witzige Weise informativ ist auch der Youtube Channel Vegan ist ungesund von Gordon und Aljosha. Damit bist du dann bestens gerüstet für die vegane Familien-Fragestunde.
Bring dein eigenes Essen mit
Weihnachten bei uns ist super für die Planung, denn es gibt jedes Jahr das Selbe zu essen.
Falls das bei dir nicht so ist, erkundige dich doch mal bei Mama/Papa/Oma/Opa/Tante/Onkel, was dieses Jahr auf den Tisch kommt und was davon ohne tierische Produkte auskommt. Und dann kommt der magische Moment, in dem du so etwas sagst, wie: „Mach dir keinen Stress wegen mir, ich bringe mir einen veganen Braten mit Soße mit.“
Damit nimmst du deiner Familie den Druck, sich auch noch um eine Extra-Antiwurst kümmern zu müssen.
Der zweite Vorteil am mitgebrachten Essen besteht darin, deiner Familie zu zeigen, dass du als VeganerIn nicht verhungern musst. Diese Befürchtung hat sich in meiner Familie lange Zeit wacker gehalten und verschwindet erst so nach und nach. Meine Oma war ganz aus dem Häuschen, als sie vegane Schokolade im Supermarkt gefunden hat – ein bis dahin für sie völlig unvorstellbares Szenario.
Und es öffnet sich noch ein Türchen (Ich hab’s schon immer gesagt: Essen ist in der Lage, alles zu regeln.)
Wenn du genug Essen vorbereitest, dass jeder, der interessiert daran ist, mal probieren kann, begeistern sich vielleicht noch einige andere für dein veganes Menü. Wer weiß, vielleicht fragt dich ja jemand nach dem Rezept, um es selbst mal auszuprobieren?
Verschenke vegane Kleinigkeiten
Wie wäre es mit einem Beutel veganer Plätzchen, oder selbst gemachtem Konfekt für deine Liebsten? Wenn deine Familie auf Süßes steht, wirst du damit ganz schnell Fans gewinnen.
Kein erhobener Zeigefinger
Auch wenn es manchmal schwer fällt, werde nicht zur missionierenden Nervensäge. Deine Familienmitglieder essen wahrscheinlich schon sehr lange und höchstwahrscheinlich auch sehr gerne tierische Produkte. Wer da mit der Moralkeule kommt, erntet meistens heftigen Gegenwind.
Hier hilft es, sich einmal in die anderen hinein zu versetzen und seinen eigenen Weg zur veganen Ernährungsweise zu reflektieren. In den wenigsten Fällen geht das nämlich von heute auf morgen. Und wenn du Verständnis von deiner Familie erwartest, ist es doch nur fair, genau dieses Verständnis auch zurück zu geben.
Genießt Weihnachten
Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber bei uns ist Weihnachten das Fest, zu dem alle zusammen kommen. Die meisten von uns sind zwar nicht besonders gefühlsbetont und würden das niemals so offen sagen, aber wir genießen die Zeit, die wir zusammen haben (auch wenn es manchmal nicht ganz so harmonisch abläuft). Der „Wir sehen uns alle wieder und haben uns furchtbar lieb“-Gedanke ist bei uns also immer noch up to date – egal, ob die Plätzchen nun mit Butter, oder Kokosfett gebacken wurden.
Wie läuft Weihnachten bei dir ab? Hast du eine besondere Taktik, oder hast du mit deiner Familie schon eine „vegane Routine“ gefunden?
Schreibe einen Kommentar