Grünkohl ist eines der wenigen Gemüse, die ich erst sehr, sehr spät kennengelernt habe. In meiner Heimat (oder vielleicht auch lediglich in meiner Familie) scheint der traditionelle Grünkohleintopf nicht besonders verbreitet gewesen zu sein. Und irgendwie bin ich da auch ganz froh drum. Hätte ich nämlich in regelmäßigen Abständen zerkochten Grünkohl als Schulessen serviert bekommen, würde ich ihn heute vermutlich hassen. (So ging es mir übrigens sehr lange Zeit mit Kartoffelbrei.)
Praktischerweise habe ich meinen ersten so richtig bewussten Grünkohleintopf erst mit Mitte 20 gegessen und er war köstlich. Und dann kamen dieses Jahr im Januar die ersten selbstgemachten Grünkohlchips, woraufhin ich mich hoffnungslos in das grüne Blattgemüse verliebt habe. Leider war genau nach diesen ersten Chips die Saison vorbei, was mich unfassbar geärgert hat. Seitdem warte ich wie auf glühenden Kohlen, dass es endlich wieder losgeht und als letzte Woche der erste Grünkohl in meiner Gemüsekiste lag, bin ich fast an die Decke gesprungen. Jetzt gibt es wieder jeden Tag Grünkohl in irgendeiner Form in irgendeiner Mahlzeit – vorzugsweise im Mittag- oder Abendessen.
Grünkohl ist eine Nähr- und Vitalstoffbombe
Das Tolle am Grünkohl: er schmeckt nicht nur super lecker, sondern hat auch nährstofftechnisch einiges auf dem Kasten. Der Smoothie- und Superfood-Hype um den Kreuzblütler ist also durchaus berechtigt.
Mit 200 mg pro 100 g ist er zum Beispiel eine hervorragende Calciumquelle (wir erinnern uns an die seit Kindheitstagen besungenen gesunden Knochen).
Außerdem weist er ein hochwertiges Aminosäurenprofil auf, sprich: er enthält jede Menge Proteine – etwa 4g pro 100g.
Ferner kommst du über Grünkohl super an:
- Vitamin A
- Vitamin C (Grünkohl ist eines der Vitamin C-haltigsten Lebensmittel)
- Vitamin K
- Vitamin B5
- Vitamin B9
- Kalium (290 mg / 100 g)
- Magnesium (30 mg/ 100 g)
- Eisen (2 mg / 100 g)
- Antioxidantien
- sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide, Senfölglycoside, Carotinoide)
- und natürlich jede Menge Ballaststoffe
Mehr Infos zu den Nährstoffen findest du hier.
Du siehst also: je mehr Grünkohl du isst, desto besser bist du mit wichtigen Nähr- und Vitalstoffen versorgt. Deshalb versuche ich im Moment, ihn in so viele Mahlzeiten wie möglich zu integrieren. Am besten kaufst du den Kohl übrigens in Bioqualität, da konventioneller meist stark mit Pestiziden belastet ist.
Einige der im Grünkohl enthaltenen wertvollen Stoffe, wie sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien, sind ziemlich hitzeempfindlich. Im traditionellen Grünkohleintopf, der stundenlang vor sich hin köchelt, dürfte davon nicht mehr allzu viel enthalten sein. Deshalb ist es wichtig, auf eine möglichst schonende Zubereitung zu achten.
Auch wenn es die gesündeste Variante ist, bin ich bisher kein besonders großer Fan von rohem Kohl geworden. In Smoothies finde ich ihn nur gut, wenn er Mixer stark genug war, um ihn gut zu zerkleinern (und meiner ist das leider nicht). Was ich allerdings demnächst probieren werde, ist ein fein geschnittener Grünkohlsalat mit einem Essig-Öl-Dressing, da Essig und Salz den Kohl wohl weicher machen.
Im Moment dämpfe ich Grünkohl einfach leicht an und esse ihn dann quasi als warme Salatbeilage zu allem, was es mittags und abends so auf den Teller gibt.
Mein Nonplusultra: Grünkohlchips
Die in meiner Welt allerbeste Zubereitungsart ist aber immer noch das zu-Chips-Verarbeiten. Für mich gibt es einen besseren Snack für abends zum Lesen oder Serien schauen als Grünkohlchips. (Nicht, dass ich die Dinger nicht auch schon als abendliche Hauptmahlzeit zu mir genommen hätte…)
Die Zubereitung ist denkbar einfach. Du musst nur ab und zu mal nach dem Rechten sehen.
Du brauchst:
- Grünkohl (logisch), eventuelle Reste einfach als Beilage für die nächste Mahlzeit nutzen
Im Grunde war’s das. Optional (und super lecker):
- Salz
- Schale einer Bio-Zitrone
So geht’s:
Den Ofen auf etwa 120°C Umluft vorheizen. Den Grünkohl waschen, gut (wirklich richtig gut!) abtrocknen und in große Stücke reißen. Dabei die Stiele und sehr dicke Blattadern entfernen.
Anschließend den Grünkohl auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen und darauf achten, dass sich die Blätter nicht zu sehr überlagern, da sie sonst nicht gut trocknen. Nach Geschmack mit Salz und Zitronenabrieb bestreuen und ab damit in den Ofen!
Wichtig ist, ab und zu mal nachzuschauen, wie so die Lage ist. Das Öffnen der Backofentür sorgt außerdem dafür, dass die Feuchtigkeit entweichen kann. Da ich ein extrem ungeduldiger Mensch bin, mache ich das alle 5 Minuten und das hat bisher immer wunderbar geklappt.
Nach etwa 20 Minuten sollten die Chips fertig sein. Falls sie noch nicht kross genug sind, lässt du sie einfach noch ein bisschen länger im Ofen und liest in der Zwischenzeit ein gutes Buch (oder einen schönen Blog).
Fröhliches Snacken!