Ich sitze bei meinen Eltern im Wohnzimmer, eine Tasse Tee auf dem Tisch neben mir und habe gerade ein Buch zu Ende gelesen. Ich lasse den Blick aus dem Fenster schweifen, hinaus in den Garten. Langsam färben sich die Blätter bunt und die Tage werden kürzer und kühler. Überall fallen die Kastanien von den Bäumen und der Gesang der Vögel verändert sich.
Es gibt so ein paar Dinge, die mich extrem an meine Kindheit erinnern. Der Herbst ist die Jahreszeit, die die meisten dieser Auslöser bereithält. Ich erinnere mich an lange Nachmittage, die wir draußen im Garten oder im Wald verbracht haben und an den Duft von feuchtem Laub.
Und dann sitze ich, so wie jetzt, an meinem Laptop, erinnere mich an alles, was wir damals unternommen haben und daran, wie mir mit ganz einfachen Dingen ganz viel Spaß hatten und frage mich, warum ich das jetzt nicht mehr mache. Glücklichsein kann so einfach sein. Deswegen ist hier eine Liste mit Dingen, die ich damals im Herbst gerne gemacht habe und von der ich jetzt ab und zu immer mal wieder einen Punkt umsetzen werde. Machst du mit?
Kastanien, Bucheckern und Eicheln sammeln
Ich weiß gar nicht mehr, wie viele endlos lange Nachmittage wir damit zugebracht haben, verschiedene Baumfrüchte zu sammeln. Auf meinem Schulweg gab es mehrere Kastanienbäume und ich konnte nicht daran vorbeigehen, ohne wenigstens eine Handvoll Kastanien (was damals etwa drei Stück waren) mitzunehmen. Manchmal habe ich über die Suche nach der schönsten, glattesten Kastanie so die Zeit vergessen, dass ich total überrascht war, als es plötzlich dunkel wurde. Wenn ich so überlege, wann ich mich zuletzt so in etwas vertieft habe, wird es wirklich Zeit, mal wieder Kastanien, Bucheckern oder Eicheln zu sammeln.
Juckpulver herstellen
Ach ja, Kinder können so fies zueinander sein. Irgendwann hat irgendjemand in der Grundschule mal angefangen, die Kerne aus den Hagebutten zu pulen und den anderen hinten in den Pulli zu stecken. Unangenehm. Sehr unangenehm. Irgendwann haben wir das alle gemacht. So lange, bis sich unsere Fingernägel rot-orange verfärbt haben.
Heute würde ich das Zeug vermutlich niemandem mehr in den Kragen werfen, aber ich finde Hagebutten immer noch wunderschön. Deshalb stelle ich mir gerne einen Zweig in mein Zimmer. Aber bitte nicht wild einfach irgendwo abschneiden!
Bunte Blätter pressen
Ich liebe die Farben des Herbstes! Deswegen wollte ich sie immer so lange wie möglich festhalten und habe wie eine Verrückte nicht nur Kastanien, sondern auch Blätter gesammelt – vorzugsweise Ahorn, weil die so eine schöne Form haben und am farbenfrohsten werden. Natürlich muss man die irgendwie haltbar machen, damit sie nicht schrumplig werden und zerfallen. Also habe ich meine dicksten Bücher (und davon hatte ich wirklich einige!) darauf gelegt und mich in Geduld geübt. Lustigerweise ist mir das damals viel leichter gefallen, als heute. Die gepressten Blätter habe ich dann entweder als kleine Kunstwerke auf große Papierbögen geklebt oder bunte Girlanden daraus gebastelt.
Kastanienfiguren basteln
Wo wir gerade beim Thema Basteln sind: Wenn man Kastanien und Eicheln sammelt, dann muss man daraus natürlich auch was machen. Meine Schwester und ich hatten sogar ein Buch mit Anleitungen, wie man sich einen kleinen Zoo aus Kastanientieren basteln kann. Ohne Witz! Wir hatten Giraffen. Und einen Haufen Menschen. Zu mehr hat uns irgendwie die Motivation gefehlt. Vielleicht würde ich mich heute sogar mal an einen Hirsch ranwagen.
In Laubhaufen springen
Mama fand das immer nur so semi-cool, wenn wir in ihre frisch zusammengefegten Laubhaufen gerannt sind. Dafür haben wir die verstreuten Blätter hinterher aber auch wieder artig an ihren Platz gekehrt. Wie toll fühlt es sich bitte an, mit Anlauf in einen riesigen Berg aus Blättern zu springen oder sich rückwärts reinfallen zu lassen? Keine Ahnung mehr? Wird mal wieder Zeit…
Kakao mit Zimt trinken
Sind wir mal ehrlich: Kakao ist großartig. Er ist aber noch tausend Mal großartiger, wenn Zimt mit drin ist. Sobald es draußen kälter und bunter wird, ist wieder Zimt-Zeit. Der kommt im Moment auch echt an alles Mögliche (und manchmal auch Unmögliche) dran.
In Decken eingekuschelt lesen
Etwas, das ich als introvertiertes Kind unendlich geliebt habe, war, in meine Kuscheldecke eingemummelt an der Heizung zu lehnen und in der Welt von Harry Potter zu versinken. Auch so eine Sache, bei der ich völlig die Zeit vergessen konnte und die ich kaum noch mache.
Äpfel und Birnen vom Baum essen
Ich habe das wahnsinnige Glück, dass meine Großeltern große Gärten haben, in denen allerlei Obstbäume stehen. Unter anderem auch mehrere Apfelbäume. Jetzt ist wieder Apfel- und Birnenzeit und ganz im Ernst: die schmecken frisch gepflückt mindesten drei Millionen Mal besser, als würde man sie im Supermarkt kaufen. Wenn man einen beim Nachbarn klaut, verdoppelt sich das übrigens nochmal. 🙂
Was sind deine liebsten Kindheitserinnerungen an den Herbst und was davon möchtest du unbedingt mal wieder machen? Ich bin gespannt auf deine Inspirationen.