Als ich etwa vier Jahre alt war, war ich mit meinen Eltern, einem befreundeten Paar von ihnen und meiner damals noch seeehr kleinen Schwester im Urlaub. Ganz in 90er Jahre-Manier haben meine Eltern dabei (fast) alles mit der Videokamera festgehalten. Mit dabei ist eine Sequenz in der ich mehr oder weniger elegant mit den Armen rudernd vor dem Kamin tanze, hin und her schwinge und mich um mich selbst drehe. Dabei verliere ich irgendwann das Gleichgewicht, lasse mich auf den Boden plumpsen und mache dann dort Break-Dance-mäßig weiter, als wäre nichts gewesen. Meine Eltern fanden das vermutlich süß bis amüsant, mir war das egal. Es hat mir Spaß gemacht, also hab ich’s einfach gemacht.
Irgendwann habe ich dann damit aufgehört. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann das war und warum, aber ich vermute, dass es daran lag, dass ich irgendwann damit mal richtig auf die Nase gefallen bin – im übertragenen Sinne. Denn es ist doch so: Als Kinder machen wir das, was sich für uns richtig anfühlt. Wir sind offen, stellen Fragen, tanzen, spielen, singen, reden laut und lachen noch viel lauter. Bis wir irgendwann einen gesellschaftlichen Deckel auferlegt bekommen. „Schrei doch nicht so. Stell dich mal ordentlich hin. Was sollen die Leute denken?“ Und dann hören wir nach und nach auf, diese Dinge zu machen, passen uns an, werden ruhiger, halten die Füße still. Vermutlich war das bei mir mit dem Tanzen auch so.
Energien freisetzen und das Selbstbewusstsein stärken
Dabei ist Tanzen, genau wie Singen so ein wundervolles Tool, um Energien im Körper zu harmonisieren, die Stimmung zu heben, präsenter im Augenblick zu werden und ein besseres Körpergefühl zu entwickeln, was nicht zuletzt zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein führen kann. Wenn wir uns mehr oder weniger rhythmisch zu unserer Lieblingsmusik bewegen, werden im Körper die Glückshormone Endorphin und Dopamin ausgeschüttet, während das Stresshormon Kortisol im Blut abnimmt. Wir können uns also im wahrsten Sinne des Wortes glücklich tanzen- zumindest für einen Moment.
Außerdem lockert es die Muskulatur und kann so Verspannungen lösen. Ich erlebe es tatsächlich relativ häufig, dass beim Tanzen meine Schultern plötzlich entspannen, Energien wieder freier fließen können oder hin und wieder etwas knackt, weil sich eine Blockade gelöst hat.
Tanzen als Morgenroutine
Ja, ich tanze wieder. Zum Glück. Denn ich merke immer wieder aufs Neue, wie gut mir das tut. Mittlerweile ist es sogar fester Bestandteil meiner Morgenroutine. Ich mache erst ein paar Dehn- und Atemübungen im Bett, stehe dann auf, ziehe mich an, stöpsle mir Musik in die Ohren und tanze während ich meine Zähne putze, mir das Gesicht eincreme und die Haare mache. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, spiele ich danach nochmal einen Track ab, den ich ganz besonders mag und hüpfe, schwinge, zapple von einer Seite des Badezimmers zur anderen.
Im Moment fällt mir das noch am leichtesten, wenn ich weiß, dass mich niemand sieht. Ich hoffe aber, dass ich eines Tages wieder an den Punkt komme, an dem mir selbst das egal ist. Bis das soweit ist, stehe ich einfach ein bisschen früher auf, so dass ich die Wohnung noch ganz für mich alleine habe.
Falls du jetzt auch anfangen möchtest und noch auf der Suche nach einem passenden Song bist: Ich habe auf Spotify eine Playlist für meine morgendliche Tanzeinlage erstellt und werfe da immer mal wieder was Neues dazu.